Gitarre & Bass 02 2005 : 19 Pickups Test / Vergleich

Er ist einfach nicht tot zu kriegen! Die Rede ist von der ersten und zugleich vermeintlich genialsten Humbucker-Kreation aus dem Hause Gibson. Der leider auf einen phonetisch dämlichen Namen geprägte „PAF"-Pickup ist als Original heute nicht mehr zu bezahlen. Dabei soll er doch so unvergleichlich zart und cremig klingen, dass es schon beinahe an ein Wunder grenzt. Zahlreiche Hersteller köcheln seither mit alchemistischer Akribie nach der Humbucker-Welt-Formel und zaubern mehr oder weniger gute Kopien aus dem Hut. Und offenbar scheint keiner von denen es so richtig hinzukriegen. Oder vielleicht doch? ... Das Teilnehmerfeld besteht aus insgesamt 19 PAF-Klons unterschiedlicher Hersteller. Darunter befinden nicht nur etablierte Größen wie Gibson, Seymour Duncan oder DiMarzio, sondern auch teils exotische Boutique-Produkte kleinerer Hersteller wie Jim Wagner, Andreas Kloppmann oder Boris Dommenget.

 

Boris Dommenget ist ein norddeutscher Gitarrenbauer, der Musiker wie die Scorpions, Steven Stills oder Neil Schon zu seinen Kunden zählt. Seine Instrumente sind nicht nur funktional, sondern auch in punkto Ausstattung stets eine Augenweise. Kunstvolles Handwerk auf Weltklasse-Niveau. Auch Ihn beschäftigte die Widersprüchlichkeit des PAF-Tons, denn sämtliche Industrieprodukte konnten Ihn nicht voll und ganz zufriedenstellen. Also versuchte er es selbst und wickelte vor ein paar Jahren seinen ersten PAF, damals jedoch mit nur durchschnittlichen Ergebnissen, wie er selbst zugibt. Der Weg ist das Ziel. Also liess er sich einen speziellen Draht fertigen, bearbeitete seine Magnete, experimentierte mit unterschiedlichen Wachsbädern und vieles mehr. Doch erst als seine Lebenspartnerin Fiona MacMahon die Wickelmaschine bediente, wurden die Pickups so, wie sie sein sollten. Natürlich wird hier von Hand gewickelt, und es scheint auch wichtig, wer den Draht auf die Spulen führt. Dieses weibliche Feingefühl bescherte nun ein PAF-Modell, das mich buchstäblich umgehauen hat. Die Dommengets klingen tatsächlich so authentisch, dass man glaubt, eine lange Suche beenden zu können : tiefer, fester Boden, ruppige Chöre im Mittelspektrum und zuckersüsse Obertöne. Es spielt plötzlich keine Rolle mehr ob man clean, angezerrt oder mit viel Gain spielt. Sie verlieren nie einen ausgeprägten Charakter, der sich aus der gleichen Farbpalette zu bedienen scheint wie die besten Originale. Clean mach Sie ein wunderbars “j”, knurren dabei genau mit dem richtigen Temperament und setzen stets ein kleines Violinenorchester oben drauf. Obwohl Dommenget seine Pickups in der Regel stark mit Wachs ummantelt, klingen seine PAFs offen und luftig wie ungewachste, die er auf Wunsch auch liefern kann. Sie bringen als einziges Beispiel im Testfeld diesen einmalig nasalen Jessica-Sound, der den Zuhörer darüber im Unlklaren lässt, ob der Klang noch clean oder schon verzerrt daherkommt. So muss es sein ! Diese Qualitäten zeigen diese Highender allerdings nur in einer ausgesuchten Gitarre. In einer schweren 76-er Les Paul Custom liessen diese Tonabnehmer Ihre Potenz nur noch erahnen.

... and the Winner is ... Dommenget PAF 93 and a PAF 84

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